Rotes Haar (ungeschriebene Briefe)

An B.:

Ich bin heute in ihren Armen aufgewacht.

Ihr rotes Haar vor meinen Augen. Das Sonnenlicht schien durch die Vorhänge und reflektierte sich in ihren Strähnen. Glitzernd und schimmern fiel es über den Stoff. Ich wünschte, du könntest es sehen. Langsam drehte sie den Kopf, noch im Schlaf. Ihr Atem berührte mein Gesicht, kurz bevor sie die Augen öffnete und in meine blickte.

Ich weiß, diesen Moment möchte ich nicht teilen. Doch tue ich es gerne mit dir.

S.

3.6.2017

Zulassen (ungeschriebene Briefe)

An J.:

Du hast es monatelang versucht, mich dahin zu bringen, mich umzusehen. Welche Frau bringt ihren Mann dazu, mit einer anderen zu schlafen? Geschweige denn, sich in eine andere zu verlieben?

Ich habe dir oft erklärt, dass es rational vergebene Zeit ist.

Die Umstände sind nicht so, dass auch nur eine Chance besteht, jemanden kennen zu lernen.

Nicht mit mir, nicht hier. Nicht in der Zeit.

Ich habe meine Monogamie aufgegeben. Aber an eine andere Frau denken? Sie vermissen, wenn sie nicht da ist?

Ich schaffe es nicht.

Oder doch?

Aber was wird dann aus uns?

In ewiger Liebe

S.

14.6.2017

Die Büchse der Pandora (reopened)

Seit ich das letzte Mal hier schrieb, ist viel Zeit vergangen und einiges passiert. Um es kurz zusammenzufassen, die meinige ist jetzt meine Ehefrau. Gleichzeitig führt sie mit Ihr eine Beziehung, die in gewissen Rahmen verläuft. Wir sind „offiziell“ polyamorös, wobei offiziell bedeutet, dass ein paar wenige Menschen davon wissen.

Ich hatte lange kein Interesse daran, selbst jemand anderen zu finden. Weder als „Spielpartnerin“, noch eben als Liebesbeziehung. Ich konnte nicht sagen warum. Vielleicht hatte ich Angst, dass ich damit die Liebe zur meinigen zerstöre. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemand anders verliebt sein kann und die meinige trotzdem lieben kann, so wie ihr es möglich ist. Oder ich wusste ganz tief in mir noch von der Buchse der Pandora, die ich vor langem begraben konnte und die ich schon längst vergessen hatte.

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